Inhaltsangabe
Soll das Baby besser im elterlichen Schlafzimmer oder doch in einem eigenen Zimmer schlafen? Diese Frage spaltet nicht selten die ganze Familie. Denn während die einen meinen, das Kleinkind solle in unmittelbarer Nähe zu Mama und Papa schlafen, sind andere der Überzeugung, dass es schon Säuglinge lernen sollten, in einem eigenen Zimmer zu schlafen. Eine allgemein gültige Empfehlung lässt sich allerdings nicht geben, weil beide Varianten ihre Vor- und Nachteile haben.
Soll das Kind zusammen mit den Eltern in einem Raum schlafen, gibt es auch dafür zwei Lösungen: Das Kleinkind kann entweder zusammen mit den Eltern in einem Bett oder in einem eigenen Bettchen schlafen. Ersteres wird auch gern als Co-Sleeping bezeichnet.
Was bedeutet der Begriff Familienbett?
Als Familienbett wird eine Schlafstätte bezeichnet, auf welcher die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern schlafen. Folglich teilt sich die ganze Familie ein Bett und eine oder mehrere Matratzen. Um einen maximalen Liegekomfort genießen zu können, werden gern Doppelbetten in der größtmöglichen Größe von 200 mal 220 Zentimetern als Familienbett verwendet. Soll eine noch großzügigere Liegefläche entstehen, werden auch gern mehrere Betten nebeneinander gestellt. Ein zusammengesetztes Familienbett lässt sich am ehesten umsetzen, wenn die Matratze komplett auf dem Bett aufliegt oder sogar über den Rahmen reicht.
So manche Familie baut sich das Familienbett aber auch komplett selbst. Das hat den Vorteil, dass die räumlichen Gegebenheiten berücksichtigt wird und sich der Platz im Schlafzimmer optimal nutzen lässt. Auch individuelle Wünsche lassen sich hier am besten verwirklichen.
Hat das Kind eine eigene Schlafstelle in unmittelbarer Nähe zum Elternbett, wird auch dies als Familienbett bezeichnet. Dazu gehören insbesondere Baby-Balkone, die am Ehebett angebracht werden, Beistellbettchen oder Gitterbetten, die direkt neben dem Ehebett aufgestellt werden.
Was bedeutet Co-Sleeping?
Schlafen Säuglinge im elterlichen Bett, wird dies auch als Co-Sleeping oder Bed-Sharing bezeichnet. Es handelt sich dabei übrigens beileibe um keinen neuen Trend. Denn in der Vergangenheit war es durchaus üblich, dass Neugeborene ebenso wie ältere Kinder das Bett mit ihren Eltern teilten. In der westlichen Welt hingegen gilt Selbstständigkeit heute als eine der wichtigsten Tugenden, weshalb auch Kinder schon zu einem möglichst frühen Zeitpunkt dazu erzogen werden sollen. Das soll durch das Schlafen im eigenen Bett und im eigenen Zimmer erreicht werden.
In den USA ist es mittlerweile aber wieder völlig üblich, dass die Eltern aus ihrem Ehebett ein Familienbett machen. Dass sich das Co-Sleeping mittlerweile wieder größter Beliebtheit erfreut, liegt nicht zuletzt an den gesellschaftlichen Veränderungen. So steigt der Anteil an arbeitenden Frauen, während die Lebenshaltungskosten schneller steigen als die Einkommen. Und auch die wachsende Zahl von alleinerziehenden Eltern trägt dazu bei. Tagsüber bleibt für die Kinder also nur wenig Zeit, was viele Eltern dadurch ausgleichen wollen, dass sie die Nacht mit ihren Kindern verbringen.
Eltern wiederum sind unmittelbar für ihr Kind da, wenn es gestillt werden muss oder Trost braucht, weil es einen schlechten Traum hatte. Aber auch, wenn das Kind grundsätzlich Probleme damit hat, einzuschlafen. Nach zwei oder drei Jahren kann es aber umso schwieriger sein, das Kind an das Schlafen im eigenen Bett zu gewöhnen.
Mit einem Säugling gemeinsam in einem Bett zu schlafen ist aber nicht ganz unumstritten. Denn im elterlichen Bett kann es schnell zu einer Überwärmung beim Kind kommen. Außerdem besteht stets die Gefahr, dass sich die Eltern im Schlaf unbewusst umdrehen und dabei das Kind erdrücken.
Das Familienbett – was spricht dafür?
Verbringt das Baby die Nacht gemeinsam mit seinen Eltern in einem Bett, profitiert es von einer starken Geborgenheit und einem enorm großen Sicherheitsempfinden. Denn die unmittelbare Nähe und die Atem- und Schlafgeräusche der Eltern haben eine positive Wirkung auf das Baby. In diesem Fall schlafen die Säuglinge meistens wesentlich ruhiger. Beim Co-Sleeping sollen sie seltener aufwachen, schneller wieder einschlafen und weniger schreien. Das liegt daran, dass die Eltern sehr viel schneller darauf reagieren können, welche Bedürfnisse das Kind gerade hat.
Stillende Mütter profitieren vom Schlafen im gemeinsamen Bett dadurch, dass sie das Baby nachts stressfrei und höchst komfortabel füttern kann. Die Mutter muss dafür nicht extra aufstehen und sowohl Mutter als auch Kind können im Anschluss daran rasch wieder einschlafen. Sofern nicht auch noch die Windel gewechselt werden muss, ist auch kein Licht notwendig.
Wie Forscher der britischen Durham Universität herausgefunden haben, wenden sich stillende Mütter des nachts ihrem Kind mit dem Körper zu Dabei nimmt die Mutter eine Haltung ein, welche einen optimalen Schutz für den Säugling verspricht. Die Mutter legt sich dafür in Seitenlage und winkelt ihre Knie an, sodass diese sich unterhalb der Füße des Säuglings befinden. Den Oberarm lagert sie über dem Kopf des Kindes. Dadurch bildet sie nach oben hin eine Barriere. Das Baby, welches auf dem Rücken schläft, liegt also flach auf der Matratze und ist innerhalb dieser Schutzklammer auch bestmöglich geschützt. In dieser Position kann die Mutter außerdem die Atemgeräusche sowie die Temperatur ihres Kindes stets wahrnehmen und ist rasch alarmiert, wenn es Abweichungen gibt.
Bereits seit 2008 spricht sich die Weltgesundheitsorganisation sowie die Unicef für das Co-Sleeping aus. Denn sämtliche Studien, welche dazu durchgeführt wurden, haben ergeben, dass das gemeinsame Schlafen der ganzen Familie zahlreiche positive Aspekte hat. Beispielsweise stillen Mütter im Familienbett länger und häufiger, wodurch sie die Gesundheit ihres Kindes schützen. Ferner vermitteln die Mütter ihrem Kind durch unbewusste Berührungen für die Sicherheit ihres Kindes.
Das Familienbett – was spricht dagegen?
Kritiker sprechen oft davon, dass beim Schlafen im Familienbett ein erhöhtes Risiko besteht, dass der Säugling überhitzen könnte. Dies kann unter Umständen eine Ursache für den plötzlichen Kindstod sein. Einige Experten und Mediziner halten das Schlafen im Familienbett für Kinder unter einem Jahr für nicht empfehlenswert. Der Grund: Sie schätzen die Gefahr des plötzlichen Kindstodes als zu hoch ein. Stattdessen empfehlen sie ein eigenes Bett für das Kleinkind im Schlafzimmer der Eltern.
Haben eine oder mehrere Personen einen unruhigen Schlaf, wirkt sich das natürlich auch störend auf den Schlaf der anderen Familienmitglieder aus. Vor allem Kleinkinder, die eben erst mobil geworden sind, können sich als wahr Störfaktoren auswirken. Andere wiederum sind der Meinung, dass die Kinder durch das Co-Sleeping zu sehr verwöhnt werden. Später wird es für die Eltern dann umso schwerer, das Kind daran zu gewöhnen, alleine zu schlafen.
Das gemeinsame Ehebett ist in aller Regel auch der intimste Rückzugsort für die Eltern. Ein gemeinsames Familienbett steht also Stunden trauter Zweisamkeit und einem regelmäßigen Sexualleben entgegen. Körperliche Begegnungen zwischen den Eltern sind allerdings sehr wohl auch außerhalb des Schlafzimmers möglich. Mitunter kann das Familienbett also sogar dazu beitragen, dass sowohl Sexualleben als auch Partnerschaft wesentlich befriedigender ausfallen. Zumindest, wenn beide Partner sich darauf einlassen und aktiv nach Alternativen für romantische Augenblicke suchen.
Der plötzliche Kindstod
Der plötzliche Kindstod ist eine der häufigsten Todesursachen bei Kinder in einem Alter von bis zu einem Jahr: Die Kleinkinder hören während des Schlafes einfach auf zu atmen. Bislang ist noch nicht geklärt, wie und warum es zum plötzlichen Kindstod kommt. Jedoch gibt es dafür einige Risikofaktoren. Dazu gehören:
- Rücken- statt Bauchlage
- ein Schlafsack statt einer Bettdecke
- im Bett befinden sich keine Kissen und keine Plüschtiere
- die Umgebungstemperatur liegt zwischen 16 und 18 Grad
- Schutz davor bieten ein Schnuller und Stillen
- Die Eltern sollten auf das Rauchen verzichten
Fazit: Im Familienbett mit dem Kind schlafen oder nicht?
Die Frage, ob die Kinder mit den Eltern zusammen in einem Bett schlafen sollten, muss natürlich jede junge Familie für sich selbst beantworten. Auf jeden Fall müssen sich beide Elternteile darüber einig sein, wie sie ihre nächtliche Schlafsituation gestalten wollen. Andernfalls sind Konflikte vorprogrammiert.
Grundregeln für das Familienbett
Will die Familie gemeinsam in einem Bett schlafen, müssen dafür natürlich auch einige Regeln beachtet werden:
- Das Bett muss ausreichen groß sein: Das Bett sollte eine Größe von mindestens 180, besser noch 200 Zentimetern haben. Nur dann ist gewährleistet, dass jedes Familienmitglied ausreichend Platz zum Schlafen hat und nachts Entspannung findet. In zu kleinen Betten steigt außerdem das Risiko, dass das Kind überhitzen könnte.
- Die richtige Ausstattung: Grundsätzlich sollte das Familienbett eine durchgehende Matratze besitzen, die keinesfalls zu weich sein darf. Ist das nicht möglich, lassen sich die lästigen
- Besucherritzen mit Liebesbrücken, also Schaumstoffkeilen, schließen. Sowohl Decken als auch Kissen und Kuscheltiere sollten auf ein absolutes Minimum begrenzt sein.
- Damit das Kind nicht überhitzt oder versehentlich unter die Decke gerät, kann es in einem passenden Schlafsack schlafen.
- Rauchen verboten: Über die Atemluft geben die Raucher auch während des Schlafes noch Giftstoffe ab. Das stellt eine Gefährdung für die Gesundheit des Kindes dar und erhöht das Risiko für den plötzlichen Kindstod.
- Keine Drogen oder Medikamente: Durch Drogen und Alkohol werden sowohl Wahrnehmung als auch Verhalten und Reaktionsvermögen des Konsumenten beeinflusst. In diesem Fall kann das Elternteil nicht angemessen auf das Kleinkind reagieren. Unter anderem besteht die Gefahr, dass sich der Erwachsene während des Schlafes auf das Kind legt, woraufhin dieses erstickt. Ebenso tabu sollten starke Medikamente, insbesondere Schlafmittel, sein. Denn auch dann kann das Elternteil nicht mehr angemessen auf sein Kind reagieren.
Wasserbetten eignen sich nicht als Familienbetten. - Ist ein Elternteil erkrankt, sollte der Betroffene nicht mit der Familie in einem Bett schlafen, um die anderen nicht anzustecken.
- Fühlt sich ein Elternteil übermäßig müde und erschöpft, sollte der Betreffende eine oder mehrere Nächte allein verbringen. Er kann damit sein Schlafdefizit ausgleichen und wird nicht zum Risiko für das Kinderbett
- Haustiere haben im Familienbett mit Baby nichts zu suchen. Ein größerer Hund kann das Kind nämlich durchaus möglicherweise erdrücken. Ferner besteht die Gefahr, dass sich ein Tier auf das Gesicht des Kindes legt, woraufhin dieses erstickt. Und auch Sauberkeit und Hygiene sind in diesem Fall nicht zu missachten. Denn das Immunsystem von Säuglingen ist noch nicht allzu gut ausgeprägt.
- Schlafen zwei Kinder mit den Eltern in einem Familienbett, empfiehlt es sich nicht, wenn die Kinder nebeneinander liegen.
- Das Familienbett sollte einen zuverlässigen Herausfallschutz wie etwa eine Reling besitzt.
Wie gelingt der Abschied vom Familienbett?
Spätestens nach zwei oder drei Jahren werden die Eltern vermutlich den Wunsch nach einer entspannten Nachtruhe ohne Kind verspüren. Jedoch sollten die Eltern keinesfalls einen harten Bruch machen und das Kind von heute auf morgen ins eigene Zimmer zum Schlafen schicken. Es gibt jedoch sehr wohl einige Tipps, wie der Abschied vom Familienbett gut gelingen kann:
- Ein eigenes Bett im Zimmer der Eltern: Das Kind nicht direkt ins eigene Zimmer zu schicken, macht vor allem bei älteren Kleinkindern keinen Sinn. Besser ist es, die Eltern üben mit ihrem Kind den Wechsel ins eigene Bett. Dafür stellen sie das Kinderbett einfach neben das Ehebett. Sie sollten dem Kind auch erklären, dass Mama und Papa das Bett irgendwann für sich alleine brauchen und ein eigenes Bett auch für das Kind angenehmer ist. Ferner sollten die Eltern das Kind öfter einmal dazu motivieren, sich ins eigene Bett zu legen, damit es sich schneller daran gewöhnt.
- Mit der Umstellung tagsüber beginnen: Braucht das Kind während des Tages noch ein Schläfchen, sollte die in seinem eigenen Bett stattfinden. In dieser Zeit müssen die Eltern besonders achtsam sein und zur Stelle sein, sobald das Kind aufwacht. Dadurch lernt es, dass es sich auch dann auf die Anwesenheit der Eltern verlassen kann, wenn es in seinem eigenen Zimmer schläft.
- Die bereits eingeführten Schlaf-Rituale sollten beibehalten werden. Hatte die Familie bislang keine, ist es nun an der Zeit, welche einzuführen. Die Eltern sollten dem Kind erklären, dass es sich Geschichten und Schlaflieder auch selbst erzählen und singen kann, wenn es nachts aufwacht. Hat das Kind eine Kuschelfreund wie ein Stofftier oder eine Kuscheldecke, sollte dies in die Umstellung mit einbezogen werden, weil es dem Kind zusätzlich Sicherheit gibt und auch Trost spendet, wenn sich das Kind alleine fühlt.